Prozessbasierte Therapie (PBT) ist keine neue Therapie, sondern ein innovatives Modell zur Integration vorhandener Ansätze der Psychotherapie, das auf der Erfassung und Veränderung psychologischer Prozesse beruht. Kerngedanken der prozessbasierten Therapie sind:
1. Netzwerktheorie und evolutionäre Psychologie als Basis: Erleben und Verhalten werden als Netzwerk psychologischer Prozesse gesehen, das durch deren Wechselwirkung gebildet wird und auf Adaptation an die Kontextbedingungen ausgerichtet ist.
2. Personalisierte, empirische Diagnostik: Das individuell abgeleitete Netzwerkmodell der Störung wird im Alltag empirisch überprüft (z.B. durch Ecological Momentary Assessment).
3. Personalisierte Therapieplanung: Behandlungsentscheidungen orientieren sich an idiographischen (d.h. einzelfallorientierten) Informationen über die Netzwerkstruktur wie auch nomothetischen (d.h. auf Forschungsergebnissen basierenden) Erkenntnissen über Wirkfaktoren von Interventionen.
4. Prozessuale Therapiesteuerung: Veränderungen des individuellen Netzwerks werden im Alltag fortlaufend erfasst und adaptive Veränderungsprozesse durch therapeutische Interventionen gezielt gefördert.
5. Therapeutische Beziehungsgestaltung: Eine therapeutische Allianz ist Resultat der Interaktionsprozesse von Klient*in und Therapeut*in. Diese bilden ein System, das auf der fortlaufenden Wechselwirkung der idiographischen Netzwerke beider Beteiligten beruht und kontinuierlich empirisch verfolgt werden sollte.
